Der öV-Ausbau trotz Pandemie, die Dekarbonisierung und Digitalisierung sowie Tempo30 waren bei der Präsentation der ZVV-Strategie 2024-2027 am 16.7.2012 die Themen. Regierungsrätin Carmen Walker Späh, Präsidentin des Verkehrsrates und ZVV-Direktor Dominik Brühwiler setzten sich mit engagierten Voten für den hervorragenden öV im Kanton Zürich ein. Die IGöV Zürich nimmt das wohlwollend zur Kenntnis. Der weitere Ausbau, die Dekarbonisierung und Digitalisierung gehören zur Fortführung der langfristigen ZVV-Strategie, die Pandemie und Tempo30 zählen zu nicht geplanten Störungen der öV-Erfolgsgeschichte im Kanton Zürich. ÖV-Ausbau in Pandemiezeiten Nein, kein S-Bahn-Ausbau in diesem Zeithorizont, hier ist ein Sprung nach vorne erst 2035 (STEP2035) zu erwarten, wenn der Mehrspurausbau Zürich–Winterthur (u.a. Brüttenertunnel) und das vierte Gleis im Bahnhof Stadelhofen gebaut sind. Aber auf der Schmalspur gibt es mehr Schienen. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 wird die Limmattalbahn auf ihrer ganzen Länge in Betrieb gehen. Die gut 44 Meter langen Zweirichtungs-Fahrzeuge von Stadler Rail sind in Produktion im Stadler-Werk in Valencia (Spanien). Damit strecken sich die Fühler der Trams und Stadtbahnen nicht nur nach Kloten sondern auch in den Kanton Aargau über die Zürcher Stadtgrenzen aus. In der konkreten Planung ist auch die Verlängerung der Glattalbahn bis an die Grenze zu Bassersdorf. In den Startlöchern bereit ist die Planung des Trams Affoltern. Dieser Kredit soll 2024 in den Zürcher Kantonsrat kommen – eine allerdings nicht ganz nachvollziehbare lange Dauer. Die langfristige Planung, das Weiterdenken im öV zeigen, dass gerade in Krisenzeiten in die Zukunft geschaut werden muss – der ZVV rechnet bereits 2025 mit mehr Reisenden als vor der Pandemie. Auch wenn uns noch das «Meiden Sie den öV» in den Ohren nachhallt: Die Erfahrung zeigt, dass wir im Massentransportmittel auch virenmässig sicher unterwegs sind. Klar tragen wir vermutlich noch länger eine Maske in Bahn, Tram und Bus – aber das ist wohl das kleinste Übel. Die Impfung wird unser bester Weg sein, diese Pandemie möglichst bald einzudämmen. Man schützt sich und andere damit. Für die Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs bedeutete dieses sich Fernhalten vom öV aber auch grosse finanzielle Verluste. Der Transportauftrag musste erfüllt werden, die Kosten blieben, die Einnahmen fehlten. Für 2022/23 rechnet der ZVV mit einem um 177 Millionen höheren Rahmenkredit als geplant. Dekarbonisierung, Digitalisierung, Tempo30 Bahn und Tram können bei der Dekarbonisierung nicht gemeint sein, weil sie seit Generationen «e-mobil» sind – ausser ihr Strom kommt aus fossilen Kraftwerken im Ausland. Gemäss ZVV werden 87% der Verkehrsleistungen elektrisch erbracht, die restlichen 13% entfallen auf Dieselantriebe, vor allem auf Busse – und wohl auch auf Schiffe. Die Busflotte in den Städten wird konsequent auf Trolley-und Batteriebusse umgestellt. Ausserhalb der urbanen Gebiete werden die Dieselbusse mehr und mehr durch elektrische Antriebe ersetzt. Aber: Selbst wenn der öV künftig mit einem kleinen CO2-Ausstoss unterwegs ist, bleibt er das effizienteste Fortbewegungsmittel, wenn «Massen» zu bewegen sind. Gerade auch die Pandemie gab den digitalen technologischen Entwicklungen zusätzlich Schub. Zumindest im Billetverkauf will der ZVV noch vermehrt auf den stark wachsenden online-Verkauf (check-in, easyRide) setzen, auch wenn er «weiterhin allen Personen den Zugang zum öV-System» ermöglichen will. Wie die IGöV Zürich bereits im Mai unter «öV künftig mehr als Tram- und Buslinien» erwähnte, sollten die digitalen Mittel letztlich die ganze Transportkette abdecken, hin zur «Mobilität as a service» (MaaS). Ja, Tempo30 innerorts, flächendeckend, auch auf Haupt- und öV-Achsen! Das war auch an der Medienkonferenz ein Schwerpunkt. Sowohl die Regierungsrätin als auch der ZVV-Direktor bangen zu Recht um die Qualität des Zürcher öV. Die IGöV Zürich hat sich bereits im März unter «Dem öV weht ein rauer Wind entgegen» dazu geäussert. Im Gegensatz zum pauschalen «Wahlkampf»-Entscheid der beiden Städte will die Kantonsregierung eine pragmatische Gesamtverkehrsdiskussion führen. Verkehrsmassnahmen müssen in jedem Einzelfall begutachtet werden, damit nicht das öV-System und generell das Verkehrssystem darunter leiden. Das kann nur im Dialog gelöst werden. Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen. Bezugnehmend auf die aktuelle ZVV-Strategie hat Stefan Hotz in der NZZ vom 19.7.2021 unter dem Titel «Spartickets im öV sind der falsche Weg» einen lesenswerten Artikel geschrieben. Er weist dabei auch auf Fragen der Tarifautonomie auf, die im Rahmen der Alliance SwissPass immer in Frage gestellt wird.
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